In Deutschland spricht man von Herzsport und meint damit ambulante Herzsportgruppen, die auf Vereinsebene (Rehasportvereine bzw. Rehasportabteilungen in normalen Sportvereinen) organisiert sind.

Der Grund für die Entstehung der ambulanten Herzsportgruppen, ist die Tatsache das Herz-Kreislaufkrankheiten mit 38,5% (5,5% Herzinfarkte) die häufigste Todesursache in Deutschland sind. (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2015)

Zu den Herz – Kreislaufkrankheiten zählen nicht nur die Koronarerkrankungen wie Herzinfarkt, Angina pectoris, Verschlüsse der Herzkranzgefäße, Menschen mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren, auch Menschen mit Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Bluthochdruckpatienten und Menschen mit angeborenen oder erworbenen Herzfehlern.


Herz – Sport

Ziel ist es all diesen Menschen (Patienten) die unter einer chronischen Herzkrankheit leiden mit einer möglichst optimalen Rehabilitation zu helfen.

Hierfür bedarf es einer ganzen Reihe von Voraussetzungen. Eine Herzsportgruppe wird betreut durch einen speziell für die Zielgruppe ausgebildeten Übungsleiter, den Rehasport- Übungsleiter „Innere Medizin“. Diese Ausbildung erfolgt in Niedersachsen durch den Behinderten – Sportverband e. V. (BSN) in Hannover.

Weiterhin ist die Anwesenheit eines Arztes während der Übungsstunde zwingend notwendig und das Vorhandensein von Reanimationshilfen wie Notfallkoffer und eines Defibrillators ist Voraussetzung zur Durchführung einer Herzsportübungsstunde!

Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit (KHK): Große Untersuchungsreihen zur koronaren Herzkrankheit haben ermöglicht Risikofaktoren zu erkennen und zu beschreiben , die maßgeblichen Anteil an der Entstehung einer koronaren Herzkrankheit haben. Patienten, die Kenntnis haben von diesen Risikofaktoren, können den Verlauf der Krankheit natürlich positiv beeinflussen. Studien haben eindeutig nachgewiesen, dass sich die Leistungsfähigkeit, Belastbarkeit und der Verlauf der KHK bei Betroffenen verbessert, wenn sie aktiv an der Reduzierung ihrer Risikofaktoren arbeiten.


Die Risikofaktoren:

1. Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus):

Bei der Zuckerkrankheit treten nicht nur erhöhte Blutzuckerspiegel auf, sondern auch erhöhte Blutfettwerte und erhöhter Blutdruck. Diese Stoffwechselveränderungen mit erhöhtem Blutdruck führen zu einem erhöhten Risiko für die Arteriosklerose, die Verengung der Blutgefäße.

Es gibt unterschiedliche Formen des Diabetes mellitus. Zwei von ihnen möchte ich hier kurz beschreiben.

Diabetes mellitusTyp1

Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Autoimmunstörung. Die von der Bauchspeicheldrüse gebildeten ß-Zellen, welche das Insulin herstellen, werden durch Antikörper zerstört. Der Tpy1 tritt vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen auf. Hierbei muss das Insulin extern zugeführt werden.

Diabetes mellitusTyp2

Dieser Typ des Diabetes wird auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet und verläuft schleichend, wobei er oft spät erkannt wird und nicht unmittelbar zum Tod führt. Er basiert auf einer nicht ausreichenden Insulinwirkung in Verbindung mit einer vermehrten Produktion von Zucker in der Leber.

Das Ausmaß der Krankheit ist abhängig vom Körpergewicht! Falsche Ernährung, Nahrungsaufnahme im Übermaß und eine immer geringer werdende körperliche Aktivität führte zu einer explosionsartigen Verbreiterung der Zuckerkrankheit in den Industrienationen. Sie ist eine typische Zivilisationskrankheit.

Vielfach begleiten erhöhte Blutfette, erhöhte Cholesterinwerte und hoher Blutdruck das Übergewicht. Dadurch potenziert sich das Risiko für eine Arteriosklerose um ein Vielfaches. Die Ergebnisse einer solchen Entwicklung sind dann der Schlaganfall, der Herzinfarkt oder die periphere arterielle Verschlusskrankheit – wir kennen sie z.B. unter dem Namen „Raucherbein“.

2. Rauchen:

Das Rauchen von Zigaretten ist ein großer Risikofaktor für die Entstehung von koronaren Herzkrankheiten. Die Höhe des Risikos hängt vom Alter und der Konsummenge der jeweiligen rauchenden Person ab. Je höher die Anzahl der konsumierten Zigaretten umso höher ist das Risiko an KHK zu erkranken. Das Einstellen des Rauchens führt schon nach 3-5 Jahren zu einem wesentlich reduzierten Risiko, es sinkt auf das Niveau eines Nichtrauchers.

AUFHÖREN LOHNT SICH!

3. Bluthochdruck:

Der Blutdruck eines Erwachsenen im Normalbereich liegt zwischen 130 mm Hg systolisch und 70 mm Hg diastolisch. Ein idealer Wert wäre 120 mm Hg/80 mm Hg. Permanente Blutdruckwerte im Bereich von 160 mmHg/90 mm Hg führen zur einer koronaren Herzkrankheit.

4. Erhöhter Cholesterinspiegel:

Der Grund für einen gestörten Fettstoffwechsel ist meistens eine falsche Ernährungsweise oder eine genetisch manifestierte Erkrankungen. Es gibt zwei Sorten vom Cholesterin, das LDL – Cholesterin (das schlechte Cholesterin, es verursacht die KHK und das HDL – Cholesterin (das gute Cholesterin es senkt das Risiko einer Herz- Kreislauferkrankung). Ein zu hoher LDL Cholesterinspiegel kann zur Arteriosklerose, zur Verengung der Blutgefäße, führen.

5. Übergewicht:

Übergewicht ist ebenfalls ein Risikofaktor für KHK. Die Höhe des Übergewichts wird durch den Body – Mass – Index (BMI) bestimmt. Die Rechenformel lautet Gewicht geteilt durch Körperlänge zum Quadrat.

Ein Rechenbeispiel: Max Mustermann ist 1,78 m lang und wiegt 95 Kilogramm.

95 kg : 1,78 m x 1,78 m = 29,9 BMI

In der BMI – Tabelle gilt ein Wert ab 25 als mäßig übergewichtig, 30 als deutlich übergewichtig und 40 als extrem übergewichtig. Herr Mustermann ist also d e u t l i c h übergewichtig! Bei ihm ist das Übergewicht bereits ein erheblicher Risikofaktor! Eine wichtige Rolle spielt auch die Verteilung der überflüssigen Kilo an unserem Körper. Verteilt sich das Fett auf Hüften und Oberschenkel hat man Glück im Unglück, der Risikofaktor ist wesentlich geringer, als wenn sich alles überflüssige Fett in der Bauchregion ansammelt!

6. Geringe körperliche Aktivität:

Menschen die regelmäßig körperlich aktiv sind tragen ein um die Hälfte reduziertes Risiko an KHK zu sterben, als Menschen die nicht aktiv sind, sprich jegliche körperliche Betätigung scheuen. Die maximale Sauerstoffaufnahmekapazität (VO2max) ist hier ein wichtiger Parameter. Je mehr Sauerstoff man aufnehmen kann, umso geringer ist das Risiko an einer koronaren Herzkrankheit zu sterben.


Wie geht es weiter?

Im nächsten Beitrag möchte ich euch Möglichkeiten zeigen wie man Risikofaktoren vermeiden oder zumindest reduzieren kann.

Stefan „Stucki“ Stuckenberg